Patchwork-Karriere: Mit verschiedenen Standbeinen ein flexibles und abwechslungsreiches Arbeitsmodell gestalten

Unsere Arbeitswelt verändert sich. Das bedeutet auch, dass traditionelle Arbeitsmodelle immer mehr an Bedeutung verlieren. Viele Menschen stehen vor der Herausforderung, ihre berufliche Zukunft neu zu gestalten. Eine besondere Möglichkeit – gerade für Menschen mit vielen Interessen und Fähigkeiten – bietet dabei die Patchwork-Karriere. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff und wie kannst du diesen Ansatz nutzen, um deinen eigenen beruflichen Weg zu finden?

In diesem Blogbeitrag spreche ich darüber…

  • was genau der Begriff „Patchwork-Karriere“ bedeutet und wie du den Ansatz für dich nutzen kannst,
  • warum die Patchwork-Karriere in der heutigen Zeit besonders relevant ist und welche Vorteile sie bietet,
  • warum die Patchwork-Karriere gerade für vielseitig interessierte Scanner-Persönlichkeiten so eine gute Möglichkeit ist und
  • wie eine Patchwork-Karriere in der Praxis konkret aussehen kann.

Außerdem möchte ich dir Mut machen. Mut, deine individuellen Ziele zu verfolgen, auch wenn sie vielleicht nicht dem traditionellen Karrierebild entsprechen. Denn eine Patchwork-Karriere bietet dir nicht nur Abwechslung und berufliche Erfüllung, sondern auch die Chance, authentisch und erfolgreich deinen eigenen Weg zu gehen.

Patchwork-Karriere: Was steckt dahinter?

Den Begriff „Patchwork“ kennen die meisten von uns von der Patchworkdecke, die aus verschiedenen Stoffstücken zusammengenäht wird. Oder im Zusammenhang mit der Patchwork-Familie. Im beruflichen Kontext ist der Begriff „Patchwork-Karriere“ noch relativ neu. Er beschreibt einen beruflichen Werdegang, der sich aus verschiedenen beruflichen Stationen, Erfahrungen und Kenntnissen zusammensetzt, die nicht unbedingt logisch aufeinander aufbauen. 

Mit anderen Worten: Eine Patchwork-Karriere ist wie ein kunstvoll gestaltetes Mosaik aus verschiedenen beruflichen Tätigkeiten und Interessen, die zusammen ein einzigartiges Bild ergeben. Statt dich auf einen einzigen Berufsweg festzulegen, hast du die Möglichkeit, verschiedene Teilzeitjobs, freiberufliche Projekte, Selbstständigkeit oder Nebentätigkeiten miteinander zu kombinieren. Diese Vielfalt ermöglicht es dir, deine berufliche Laufbahn flexibel an deine Interessen, Talente und Lebensumstände anzupassen.

Den eigenen beruflichen Weg proaktiv gestalten

Patchwork-Karrieren können sich spontan entwickeln, aber auch geplant sein – zum Beispiel, wenn du mehrere berufliche Leidenschaften hast und diese zu einem Job-Portfolio verschmelzen möchtest, das wirklich zu dir passt. Eine ideale Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen und weiterzuentwickeln. 

Ich persönlich habe den Begriff „Patchwork-Karriere“ zum ersten Mal bei einer Netzwerkveranstaltung gehört, als sich eine andere Teilnehmerin mit den Worten „Ich habe eine klassische Patchwork-Karriere“ vorstellte. Und ich dachte: „Wow, wie cool. Jetzt habe ich endlich ein Wort für die Arbeitsmodelle, die ich mit meinen Coachees entwickle“. In ihrem Fall sah die Patchwork-Karriere so aus: Karriere im Unternehmen in Teilzeit und nebenberufliche Selbstständigkeit in der Beratung. 

Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Kombination aus Anstellung und Selbstständigkeit für sie keine Notlösung war, sondern eine bewusste Entscheidung. Eine bedürfnisorientierte, proaktive Gestaltung der eigenen Karriere.

Patchwork-Karriere – das Arbeitsmodell der Zukunft?

Ich gebe es zu: Wenn man sich ein wenig durch das Internet klickt, kann man den Eindruck gewinnen, dass ein Patchwork-Lebenslauf etwas ist, mit dem man sich irgendwie arrangieren muss. Da findet man zum Beispiel Überschriften wie „Erfolgreich bewerben trotz Patchwork-Karriere“. Ich sehe das anders. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein vielseitiges Job-Portfolio mit unterschiedlichen Stationen und Standbeinen heute mehr als von Vorteil ist. 

Die Patchwork-Karriere gilt laut Expert*innen als das neue Zukunftsmodell. In einem Interview mit dem Manager Magazin sagte Peter Kern, damals Direktor des Frauenhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), bereits 2002: „Der Einzelne wird in Zukunft deutlich selbstbestimmter und autonomer mit seiner Lebenskarriere umgehen müssen.“ Patchwork-Karrieren mit regelmäßigen Neuorientierungen würden damit künftig zur Normalität. Dazu gehörten auch immer wieder Phasen, in denen wir Neues lernen und uns neue Kompetenzen aneignen. 

Dr. Yasmin Weiß, Professorin mit dem Schwerpunkt Future of Work, sagte in einem Interview mit dem Magazin „Strive“ (Ausgabe 1/2023): „Auf dem Arbeitsmarkt wird es in Zukunft riesige Lücken und damit Chancen geben, für alle Anpassungs- und Lernwilligen brechen daher goldene Zeiten an.“ 

Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung haben die Arbeitswelt verändert und damit auch die Anforderungen, die heute an Arbeitnehmer*innen gestellt werden. Unternehmen suchen zunehmend Mitarbeiter*innen mit vielfältigen Kompetenzen, die sie flexibel und bedarfsgerecht einsetzen können. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln und Neues zu lernen, sind zu Schlüsselkompetenzen geworden.

Vielbegabt, vielseitig interessiert, Generalist*in oder Scanner-Persönlichkeit?

Wir Scanner-Persönlichkeiten können aufatmen. Während unsere Elterngeneration oft jahrzehntelang bei einem Arbeitgeber blieb und auch ich mir vor einigen Jahren (wohl zu Recht, denn in vielen Personalabteilungen waren sogenannte „Brüche im Lebenslauf“ nicht gern gesehen) Sorgen machte, ob sich ein beruflicher Wechsel negativ auf meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt auswirken würde, werden bunte Lebensläufe und Phasen der Neuorientierung heute zunehmend akzeptiert. In manchen Bereichen können sie sogar von Vorteil sein. Auch alternative Beschäftigungsformen – von kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten über Teilzeitmodelle und Jobsharing bis hin zu Sabbaticals – werden immer mehr zur Norm. 

Gerade für vielseitig interessierte und talentierte Menschen bietet die Patchwork-Karriere ein Modell, mit dem sie auf veränderte Bedürfnisse reagieren und ihren Berufsweg individuell gestalten können. 

Statt sich auf eine einzige Tätigkeit zu konzentrieren, ermöglicht eine Patchwork-Karriere, die eigenen Fähigkeiten und Interessen kontinuierlich zu erweitern, sich an veränderte Arbeitsmarktbedingungen anzupassen und gleichzeitig ein erfülltes Berufsleben zu führen.

Vorteile einer Patchwork-Karriere

Vieles spricht also für eine alternative Karriere mit mehreren Standbeinen und Tätigkeiten. Hier noch einmal die Vorteile auf einen Blick:

Vielseitigkeit und Abwechslung

Regelmäßige Weiterbildung und Neuorientierung erscheinen manchen Menschen anstrengend und aufwendig. Viele meiner Coaching-Klient*innen können sich allerdings nicht vorstellen, bis zum Rest ihres Lebens den gleichen Job zu machen. Sie wollen sich regelmäßig verändern, Neues lernen, sich weiterentwickeln, gefordert werden. Sonst langweilen sie sich. 

Für sie ist eine Patchwork-Karriere ein sehr geeignetes Arbeitsmodell. Mit einer Patchwork-Karriere kannst du verschiedene Tätigkeiten und Projekte kombinieren, die deinen Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Dadurch erfährst du mehr Vielfalt und Abwechslung in deinem Arbeitsalltag, was zu mehr Zufriedenheit und Motivation führen kann.

Berufliche Erfüllung

Auch wenn wir heute oft noch mit der Vorstellung aufwachsen, uns für einen Beruf entscheiden zu müssen – viele von uns haben mehr als eine berufliche Leidenschaft. Oder kannst du dir vorstellen, einen Beruf bis zum Ende deines (Berufs-)Lebens auszuüben? 

Berufliche Erfüllung stellt sich meist dann ein, wenn unsere unterschiedlichen Interessen Raum bekommen und wir unsere vielen Fähigkeiten einbringen können. Das ist in einem Job oft einfach nicht möglich. Eine Patchwork-Karriere ermöglicht es dir, verschiedene Projekte zu verfolgen, dich kreativ auszudrücken – und trägt so zu deiner beruflichen Erfüllung bei.

Karriere selbstbestimmt gestalten

Wir Menschen brauchen Abwechslung, damit uns nicht langweilig wird. Immer wieder höre ich erschreckend hohe Zahlen, wie viele Menschen in ihrem Beruf unzufrieden sind. Die häufigsten Gründe: fehlende Gestaltungsmöglichkeiten, fehlende Sinnhaftigkeit, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten. Wer seinen Job auf Dauer nur macht, um Geld zu verdienen, wird unglücklich. Wir Menschen brauchen ein gewisses Maß an Selbstverwirklichung – natürlich abhängig von der jeweiligen Lebenssituation.

Viele meiner Coachees berichten, dass sie zwar vom Arbeitspensum her voll ausgelastet, oft sogar überfordert, aber inhaltlich unterfordert sind. Ein Zustand, der sich langfristig auf die Zufriedenheit und auch auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Die Patchwork-Karriere ermöglicht es dir, diesen Zustand zu durchbrechen. Du gestaltest dein Berufsleben proaktiv und erlebst dich als selbstwirksam. Das bedeutet übrigens nicht, dass du deinen jetzigen Job sofort an den Nagel hängen musst.

Mehr Sicherheit durch Risikostreuung

Ein breites Portfolio an Fähigkeiten und Kompetenzen gibt dir Sicherheit in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt. Du kannst dich schnell auf neue Anforderungen einstellen und bist flexibler im Umgang mit neuen Herausforderungen. Eine Schlüsselqualifikation für die Zukunft. Für bestimmte Jobs macht dich dein breiter Erfahrungsschatz außerdem zu einer noch attraktiveren Arbeitnehmer*in, da du dich durch zusätzliche Fähigkeiten von anderen Bewerber*innen abheben kannst.

Im Vergleich zu einer traditionellen Karriere, die von einem einzigen Arbeitgeber oder einer einzigen Tätigkeit abhängt, verringert eine Patchwork-Karriere das Risiko eines plötzlichen Arbeitsplatzverlustes oder wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Durch die Diversifizierung deiner Einkommensquellen kannst du unvorhergesehenen Ereignissen besser standhalten.

Flexibilität

Eine Patchwork-Karriere ermöglicht es dir, dein Leben flexibel nach deinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Das betrifft sowohl das Arbeitspensum: Als Angestellter oder Selbstständiger hast du in der Regel kurzfristig die Möglichkeit, deine Wochenarbeitszeit zu verringern, indem du zum Beispiel Kundenaufträge oder den Arbeitsaufwand in deiner Selbstständigkeit reduzierst.

Aber auch die Arbeitszeit: Wenn du zum Beispiel nebenberuflich selbstständig bist, kannst du zumindest über einen Teil deiner Arbeitszeit frei verfügen und zum Beispiel am Donnerstagvormittag zum Sport gehen und dafür am Samstagvormittag zwei Stunden konzentriert arbeiten. Oder wenn du gerade Vater oder Mutter geworden bist oder andere familiäre Verpflichtungen hast, kannst du deine Arbeitszeiten flexibel an die Bedürfnisse deiner Familie anpassen.

Auch bei der Zusammenstellung deines beruflichen Portfolios kannst du viel flexibler auf sich verändernde Lebensumstände, persönliche Interessen und Marktbedingungen reagieren.

Was Patchwork-Karriere für mich ganz persönlich heißt

Als ich 2019 durch die Reduzierung der Arbeitszeit bei meinem damaligen Arbeitgeber und meine Kündigung meines Jobs 2021 angefangen habe, mein Arbeitsmodell zu flexibilisieren, habe auch ich mir Gedanken gemacht: Was, wenn sich das negativ auf meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt auswirkt oder ich vielleicht sogar nie wieder einen Job finde? 

Rückblickend kann ich sagen: Diese Gedanken waren unbegründet. Schon kurz nach meiner Kündigung und während der Zeit meiner hauptberuflichen Selbstständigkeit (2021 – 2023) wurde mir immer mehr bewusst, wie viel ich durch die Selbstständigkeit lerne und dass ich mich – egal ob angestellt oder selbstständig – immer wieder auf neue Herausforderungen einstellen muss. 

Ich bin davon überzeugt, dass ich mit meinen Kenntnissen und Fähigkeiten heute auf dem Arbeitsmarkt viel mehr wert bin, als wenn ich einfach in meinem damaligen Job geblieben wäre. Die Angst, keinen Job zu finden – wenn ich denn einen will – habe ich heute nicht mehr. Ich bin mir sicher: Mit meinen vielfältigen Fähigkeiten wird es immer einen Platz für mich geben. 

Gleichzeitig fühle ich mich viel freier als früher, weil ich weiß, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe, mein Job-Portfolio meinen eigenen Bedürfnissen anzupassen. Zum Beispiel arbeite ich seit September 2023 in Teilzeit in einem gemeinnützigen Verein. Nach zwei Jahren Solo-Selbstständigkeit mit Schwerpunkt Online-Coaching hatte ich den Wunsch, wieder vor Ort und gemeinsam im Team etwas zu bewegen. Da meine Stelle aus Projektmitteln finanziert wird, ist sie befristet. Sorgen, wie es danach für mich weitergeht, mache ich mir deshalb nicht. Schließlich bin ich durch meine Selbstständigkeit abgesichert.

Und wie kann das Ganze jetzt konkret aussehen?

  • Teilzeitbeschäftigung & nebenberufliche Selbstständigkeit: Eine Grafikdesignerin könnte zum Beispiel in Teilzeit in einem Büro arbeiten, während sie nebenberuflich selbstständig als Yogalehrerin tätig ist und zusätzlich gelegentlich Aufträge für Social-Media-Marketing annimmt. 
  • Freelancing & Selbstständigkeit: Eine freiberufliche Übersetzerin könnte nebenbei ihren eigenen Online-Handel mit handgefertigten Produkten betreiben und Workshops zu Sprache und Kultur anbieten.
  • Projektarbeit und befristete Anstellungen: Ein Softwareentwickler könnte auf Projektbasis angestellt werden, um Apps zu entwickeln, während er gleichzeitig als Dozent an einer lokalen Universität lehrt. 
  • Nebentätigkeiten und Passion Projects: Eine Lehrerin könnte neben ihrem Hauptberuf als Dozentin an einer Volkshochschule Kurse in Kunsthandwerk geben und einen Blog über Pädagogik und Erziehung führen.

Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig und individuell eine Patchwork-Karriere gestaltet werden kann, indem unterschiedliche Interessen, Fähigkeiten und Arbeitsmodelle miteinander kombiniert werden. 

Wenn du dich für eine Patchwork-Karriere und damit für ein flexibleres Arbeitsmodell entscheidest, bist du nicht nur für den Arbeitsmarkt der Zukunft gut aufgestellt. Gleichzeitig kannst du deine Arbeit besser an deine Bedürfnisse anpassen und deinen Arbeitsalltag so gestalten, dass er wirklich deinen Interessen und Fähigkeiten entspricht. 

Es geht nicht darum, wie wild von einem Job zum nächsten zu wechseln. Vielmehr geht es darum, sich proaktiv mit den eigenen Interessen, Fähigkeiten, Stärken und Werten auseinanderzusetzen, Muster und wiederkehrende Themen zu erkennen, also den roten Faden herauszuarbeiten. Den gibt es – das zeigt meine Erfahrung aus den Coachings – fast immer. Und oft sind es gar nicht 1.000 verschiedene Ideen und Möglichkeiten, sondern es lassen sich ein bis drei Themen identifizieren, in denen du dich beruflich bewegst. 

Wenn dir dein „roter Faden“ bewusst ist, kannst du ihn – je nach Stelle, auf die du dich bewirbst – auch proaktiv in deiner Bewerbung herausstellen und wirst im Idealfall zum „perfect match“ für deinen Traumjob.

Hast du Lust, deinen roten Faden zu finden und dir ein Berufsleben ganz nach deinen Bedürfnissen zu gestalten?

Im Coaching unterstütze ich dich auf dem Weg zu deinem individuellen Berufsportfolio. Vereinbare jetzt ein Kennenlerngespräch. Dabei kannst du alle deine Fragen stellen und erfährst, wie eine Zusammenarbeit aussehen kann.

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