Individuelles Arbeitsmodell gestalten: Warum es sich immer wieder verändern darf und soll

Persönliche Arbeitsmodelle verändern sich. In Zeiten, in denen Patchwork-Karrieren immer mehr zur Normalität werden, betrifft dies nicht nur die Vielinteressierten, Scanner-Persönlichkeiten, Vielbegabten und Multitalente unter uns. Aber diese natürlich ganz besonders. Auch dein Arbeitsmodell wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit verändern. Und das ist gut so. Wie das genau aussehen kann und welche Erfahrungen ich damit in meinen Coachings und persönlich gemacht habe, liest du in diesem Artikel.

Die meisten Menschen, die zu mir ins Coaching kommen, kommen mit einem der folgenden Anliegen zu mir: 

  • Die einen melden sich mit dem konkreten Wunsch, sich ein individuelles Arbeitsmodell mit mehreren Standbeinen aufzubauen.
  • Die anderen kommen mit dem Wunsch, doch noch endlich die eine Sache zu finden, die sie wirklich erfüllt.

Um ehrlich zu sein: Zweiteres ist für vielbegabte Multitalente eher unwahrscheinlich und sollte meiner Erfahrung nach in der Regel auch nicht das Ziel sein. Denn sich für einen Job zu entscheiden, macht uns meistens nicht wirklich glücklich.

Vielmehr geht es darum, herauszufinden, welche die zwei bis vier Themen- und Aufgabenbereiche die sind, die dir bei all deinen Ideen und Projekten immer wieder begegnen. Und diese dann bedürfnisorientiert zu kombinieren.

Was meine ich an dieser Stelle mit bedürfnisorientiert?

Was ist dir in deinem Arbeitsalltag wichtig? Hier spielen nicht nur Einkommen und Sinn eine Rolle, sondern auch Faktoren wie dein Wunsch nach Kontakt oder Rückzug, ein Homeoffice vs. Bürojob, und dein ideales Arbeitsumfeld.

Es geht um deine individuellen Bedürfnisse und was du brauchst, um dich bei deiner Arbeit wohlzufühlen, z. B.

 

  • Möchte ich für meine Arbeit das Haus verlassen oder arbeite ich lieber im Homeoffice?
  • Wie viel Kontakt mit Menschen tut mir gut?
  • Möchte ich den Großteil meiner Zeit für mich arbeiten oder im Austausch mit anderen?
  • Was brauche ich, um mich bei meiner Arbeit wohlzufühlen?
  • etc.

Deine persönliche Arbeitskombination: So kann das Ganze aussehen

Bei manchen meiner Coachees lassen sich ihre unterschiedlichen Ideen in einer Business-Idee oder einem Job zusammenfassen. Bei den meisten sieht es eher so aus, dass sie unterschiedliche Ideen und Standbeine kombinieren. Dafür ist es zunächst wichtig zu wissen, welche die zwei bis vier wiederkehrenden Themen zwischen deinen Ideen und Projekten sind. Bzw. welche deiner vielen Ideen du wirklich umsetzen möchtest. Anhaltspunkte dafür können dir z.B. dein „Warum“ und dein angestrebtes Netto-Einkommen geben. 

Wenn du diese identifiziert hast, triffst du eine Entscheidung darüber, wie du diese jetzt (also im nächsten Jahr) angehen und kombinieren möchtest. Das kann zum Beispiel so aussehen (Beispiel aus einem Coaching):

      • 60% als Freelance-Texterin
      • 20% im Mini-Job im Schreibwarenladen
      • 20% Einnahmen aus Tanz-Workshops

Zur Visualisierung arbeite ich dabei in meinen Coachings oft mit Tortendiagrammen. Male dir zum Beispiel einmal in einem Tortendiagramm auf, das verdeutlicht, wie die Verteilung deiner drei Kern-Ideen oder -Projekte im nächsten Jahr aussehen soll. Dabei kannst du dich zum Beispiel an dem Kriterium Netto-Einkommen orientieren (Welchen Anteil deines Einkommens soll welches deiner Standbeine abdecken?) oder an der Zeit, die du mit den unterschiedlichen Standbeiden verbringen willst. Sich dies bewusst zu machen, schafft in der Regel schon einmal eine ganze Menge Klarheit.

Wie sich dein Arbeitsmodell entwickelt

Nun geht es in diesem Artikel aber nicht um statische Arbeitsmodelle, sondern darum wie sich deine individuelle Jobkombination im Laufe der Zeit verändern kann. So ein Tortendiagramm ist also nur der Anfang.

Du kannst dir zum Beispiel auch mehrere Tortendiagramme im Zeitverlauf aufmalen: Wie sieht deine berufliche Kombination im kommenden Jahr, in drei Jahren und in fünf Jahren aus? Zum Beispiel kann zum aktuellen Zeitpunkt, das Standbein, mit dem du am einfachsten Einkommen generieren kannst, am meisten Raum einnehmen. Ziel ist es aber, dass in spätestens drei bis fünf Jahren dein Herzensprojekt – das, was du aus purer Überzeugung tust – einen immer größeren Anteil am Kuchen bekommen.

Als alternative Darstellung kannst du deine Projekte zum Beispiel auch auf einem Zeitstrahl von z.B. 5 oder 10 Jahren eintragen. Welche Themen sind vielleicht gerade „noch nicht dran“, sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr Raum in deinem Leben bekommen? So ein Zeitstrahl hilft dir dabei, sicherzugehen, dass kein für dich wichtiges Thema verloren geht. Ergänzend kannst du Themen, die du nicht direkt in dein Arbeitsmodell integrierst, die aber auf gar keinen Fall verloren gehen sollen, in Bildern auf einem Visionboard festhalten.

Deine (anderen) Ideen werden nicht verloren gehen

Wenn sie sich fokussieren sollen – und sei es auf drei Projekte oder Ideen –, haben viele Scanner-Persönlichkeiten vor allem Angst vor einer Sache: Dass ihre anderen Ideen verloren gehen. Ich kann dir versichern: Mit den Dingen, die dir wirklich am Herzen liegen wird das nicht passieren. Der Erfahrung nach werden sie immer wieder auftauchen – in deinem Bewusstsein und in deinem Leben generell durch Ereignisse, Personen, Begegnungen, in kleinen Momenten. Was unserem Kopf aber hilft: Diese festzuhalten und sichtbar zu machen. Mit einem Visionboard oder eben mit einem Zeitstrahl. Am besten mit beidem.

Bedürfnisorientiert und dynamisch: So bleibt dein Arbeitsmodell stimmig

Am Anfang ist es wichtig eine klare Ausrichtung zu haben, eine Idee, wo es hingeht. Dann wirken das Leben und die Erfahrungen, die du machst. Deshalb ist es umso wichtiger immer wieder einzuchecken:

  • Bin ich noch auf dem richtigen Weg?
  • Was fühlt sich stimmig an? Was vielleicht nicht mehr?
  • Was, von dem ich dachte, das es zu mir passt, stellt sich in der Praxis als gar nicht so passend heraus?
  • Wie wünsche ich es mir stattdessen?

Genau das meine ich, wenn ich von bedürfnisorientierter Anpassung deines Arbeitsmodells spreche. Du hast eine Idee, machst eine Erfahrung davon und stellst fest: „Das und das habe ich vielleicht ganz anders vorgestellt. Das und das wünsche ich mir anders. Das und das fehlt mir.“ Und dann justierst du nach. 

Das eigene Arbeitsmodell zu finden und zu gestalten ist ein Prozess. Und du bist nie damit fertig. Das Schöne daran: Jedes Nachjustieren bringt dich näher zu dem, was du wirklich willst. Zu dem, was wirklich für zu dir passt. Das kannst du nicht planen, nur erfahren. Deshalb ist es wichtig, anzufangen, loszugehen, auszuprobieren.

Ein Arbeitsmodell ist nichts Statisches

Dein Arbeitsmodell lebt und entwickelt sich weiter – so wie du selbst. Was heute perfekt zu deinen Bedürfnissen passt, kann in ein paar Jahren vielleicht schon anders aussehen. Manche Lebensphasen brauchen mehr Stabilität, andere laden zum Experimentieren ein. Vielleicht merkst du irgendwann, dass ein Teil deiner Tätigkeit nicht mehr die gleiche Freude bringt oder deine Prioritäten sich verschoben haben. Oder das, was einmal ein Nebenprojekt war, soll nun Hauptbestandteil werden. 

So wie sich deine Wünsche und Umstände ändern, darf und sollte sich auch dein Arbeitsmodell anpassen. Indem du regelmäßig überprüfst, was sich stimmig anfühlt und was nicht, schaffst du Raum für ein Arbeitsleben, das dauerhaft zu dir passt und dich erfüllt. Dein Arbeitsmodell bleibt so lebendig und flexibel – bereit, mit dir zu wachsen.

Zwischen Homeoffice und Herzensprojekten („Behind the scenes“)

Das geht übrigens auch mir so. Spätestens seit ich 2021 meinen damaligen Angestellten-Job gekündigt habe, ist mir klar: Für mich wird es niemals den einen Job geben, den ich 10, 20 oder mehr Jahre machen werde. Und das ist okay. Es fühlt sich sogar ziemlich befreiend an, zu wissen, dass ich immer wieder nachjustieren kann und jederzeit schauen kann, was mir gerade fehlt und wie ich das mit in mein Arbeitsmodell holen kann. 

… und wenn du bis hier hin gelesen hast, dann hast du einen kleinen Blick „hinter die Kulissen“ verdient. Denn auch bei mir verändert sich aktuell wieder einiges. Nachdem ich in meine Vollzeit-Selbstständigkeit mit zwei Jahren vollem Fokus auf das Thema Coaching gestartet bin, habe ich mir im vergangenen Jahr einen Nebenjob in der Veranstaltungsorganisation gesucht. Meine Absicht: Rauskommen aus dem Homeoffice, in Kontakt mit Menschen sein, im Team an gemeinsamen Zielen arbeiten, eine Bürogemeinschaft, am „richtigen“ Leben fernab von der Online-Bubble teilnehmen. Und ja, der planbare Einkommensanteil ist natürlich auch nicht zu verachten. 

Es tut mir auf jeden Fall richtig gut. So gut, dass ich auch mit Blick auf meine anderen Standbeine noch einmal schauen konnte: Was fühlt sich gerade noch stimmig an und was nicht? Zum Beispiel möchte ich nicht den Großteil meiner Zeit kurzlebigen Content auf Instagram verbringen und immer online sein. Muss ich auch gar nicht: Viel wertvoller für meine persönlichen Business-Ziele sind langlebige Content-Formate. Zum Beispiel hier auf meinem Blog. 

Gleichzeitig habe ich mir einen großen Traum erfüllt und Anfang des Jahres eine Weiterbildung in Naturzyklischer Prozessbegleitung gestartet, um meine Arbeit immer mehr raus aus der Online-Welt in die Natur zu verlagern. Das heißt: Mein Herzensthema wird zukünftig mehr Raum bekommen.

Meine 1:1 Coachings – online und offline – …

… finden natürlich weiterhin statt.

Wenn du dir also Unterstützung bei der Entwicklung deines eigenen Arbeitsmodells wünschst oder dich gerade in einer Phase befindest, in der du etwas verändern möchtest, weil es sich nicht mehr stimmig anfühlst: Schreib mir oder buch dir direkt ein Kennenlerngespräch. Ich freue mich auf dich!